Es ist schon spät am Tage, daher lassen wir Dunedin im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und fahren direkt zu unserer nächsten Campersite in Portobello auf der Otago Peninsula. Nach einem Abendessen lassen wir uns in die Kojen fallen.
Am nächsten Tag, Heiligabend, nehmen wir unsere Fahrräder und fahren zum Royal Albatross Centre. Ab Portobello ist die Straße gut mit breiten Fahrradwegen ausgebaut, so dass man nicht bei jedem Auto Angst haben muss, das es einen von der Straße drängt. Ansonsten sind die Straßen in Neuseeland allzu oft sehr schmal, mit so gut keinen Randstreifen ausgelegt.
Auf der Fahrt am Meer entlang begegnen uns immer wieder interessante Vögel, deren Namen wir noch nicht kennen. Aber wir sind überrascht über die doch relative Zutraulichkeit, denn die Tiere scheinen den Menschen hier nicht zu fürchten. Vielleicht idealisiert man als Durchreisender, aber wir haben den Eindruck, dass es hier in Neuseeland gelingt einen gewissen Einklang zwischen Mensch und Natur zu schaffen.
Am Royal Albatross Centre werden wir zwar nicht die Aufzuchtstation für die Albatrosse besuchen, aber wir nehmen begierig die sehr gut präsentierten Informationen über die Albatrosse, Robben und Penguine auf. Wieder draußen beobachten wir die Möven, die hier so zahlreich auf den Wiesen und zwischen den Gebäuden und dem Parkplatz sind, dass wir uns unweigerlich an einige Szenen aus dem Hitchcock Film „Die Vögel“ erinnert fühlen. Ihr Kreischen und Streiten verstärkt das Gefühl.

Wir gehen auf einen gut ausgebauten Weg zur Steilküste und warten. Dann ganz plötzlich erkennen wir zwischen den gefühlt hunderten fliegenden Möven die Albatrosse. Größer und wesentlich eleganter ziehen sie ihre Schleifen. Wir sind fasziniert von der majestätischen Art dieser Vögel, die fast ihr ganzes Leben auf dem Meer verbringen.
Auf der anderen Seite der kleinen Halbinsel, auf der das Royal Albatross Centre liegt, steigen wir über Holzstege und -treppen hinunter zum Meer. Dort sehen wir etliche Robben an Land liegen, sich wohl ausruhen von der Jagd. Leider sehen wir keine Pinguine, wie auch, denn sie sind jetzt tagsüber im Meer um zu jagen. Gerne hätten wir den Blue Penguin oder Gelbaugenpenguin gesehen, dazu hätten wir eine spät nachts stattfindende Führung buchen müssen, aber die Zeit bis dahin ist zu lang bzw. der Weg zum Center ein zweites Mal mit dem Fahrrad zu weit.
Auf dem Rückweg fällt uns das schöne Restaurant „1908 Café“ in Portobello auf und wir beschließen spontan heute doch nicht selbst zu kochen sondern Essen zu gehen. Zum Glück können wir noch eine Reservierung vornehmen. Wir haben in einigen Reiseführern die neuseeländische Küche doch recht unterkühlt beschrieben bekommen, aber auch hier erleben wir es wieder einmal komplett anders. Wir sind begeistert von den Kreationen des Küchenchefs und feiern Heiligabend zusammen in ungewohnter Umgebung. Trotzdem sich die Neuseeländer viel Mühe geben eine ähnliche Athmosphäre zu Weihnachten zu schaffen wie bei uns auf der Nordhalbkugel, kommt bei uns nur irgendwie kein richtiges Weihnachtsgefühl auf.