Tag
34.-37.
Sonnig
39°
Gefahren
1180 km
Gelaufen
25 km
Wir landen auf dem Flughafen von Alice Springs. Wow, was für eine Hitze kommt uns entgegen, als wir aus dem Flugzeug steigen, fast 40 Grad Celsius, sowas hatten wir bisher nicht auf unserer Reise. Am besten gleich wieder zurück ins kühle Flugzeug, aber wir haben eine Tour in den australischen Outback gebucht, um näher an die Natur zu kommen, also müssen wir da durch.
Wir fahren mit dem Shuttle Service zu unserer Unterkunft, dem Aurora Hotel. Ganz nett, leider schon etwas in die Jahre gekommen, aber sauber und die Hauptsache, die Klimaanlage funktioniert. Einen kleinen, netten Swimmingpool gibt es auch, ich gehe tatsächlich später schwimmen. Da für die Australier das Outback im Sommer völlig uninteressant ist, sprich viel zu heiss, sind nur wenige Gäste in unserem Hotel und in Alice Springs. Nur wir Europäer, Asiaten und Kontinental-Amerikaner tun sich die Temperaturen bis 50 Grad an.
Mike hat Schmerzen in der rechten Ferse schon seit ein paar Tagen. Wir müssen schauen ob wir den Trip ins Outback so überhaupt mit machen können. Vielleicht nur die Fahrten, nicht die Wanderungen. Aber am nächsten Morgen entscheidet Mike die Tour mitzumachen, es geht dann los um 6 Uhr. Unser großes Gepäck können wir im Hotel lassen, denn 3 Tage später werden wir dort wieder für eine Nacht einchecken.
Wir besteigen einen mittelgroßen klimatisierten Reisebus, sammeln noch paar weitere Teilnehmer in Alice Springs auf und fahren dann in Richtung Südwesten zu unserem eigentlichen Ziel den großen Felsformationen Uluru und Kata Tjuta. Das wir dazu erst eine Strecke von fast 500 Kilometern zurück legen müssen, wird uns erst jetzt klar. Wir sind eine bunte Truppe, Deutsche, US-Amerikaner, Argentinier, Belgier, Schweizer und Japaner. Unser Guide ist Christie, eine Engländerin und eine nette Französin, deren Namen wir leider vergessen haben, wird für uns Kochen.
Schon vom Flugzeug aus haben wir große Flächen von Wüste und Buschland gesehen. Die Weite scheint endlos zu sein. Wir fahren etliche hundert Kilometer ohne dass sich die Landschaft wesentlich verändert. Selbst die Wolkenbilder bleiben die gleichen. Der Himmel und die Wolken machen den Eindruck wie gemalt, so klar ist die Luft hier.
Unser erstes Ziel ist eine Gruppe von 36 Bergen, die Kata Tjuta (Olgas) in Zentralaustralien etwa 51 Kilometer entfernt von dem Ort Yulara wo unser erstes Zeltlager für die Nacht sein wird. Kata Tjuṯa stammt aus der Sprache der Aboriginals den lokalen Stämmen der Anangu und steht für viele Köpfe, was die Felsformation gut beschreibt. Wir laufen zwischen zwei der langgezogenen Köpfe, der Weg ist gut ausgebaut, was wir sehr oft in Neuseeland vorgefunden haben, setzt sich auch in Australien fort. Einerseits ist damit die Ursprünglichkeit verloren gegangen, aber angesichts der tausenden Touristen die die Sehenswürdigkeiten besuchen wird man das verstehen und akzeptieren. Wie schnell würden wir Touristen die Schönheit der Natur zerstören.
Hier erleben wir zum ersten mal die Fliegen in einem solchen massiven Auftreten wie wir es bisher noch nicht erlebt haben. Sie sind überall, setzen sich in die Augen, Ohren und Nasenlöcher. Zum Glück sind es nur ganz normale Stubenfliegen, die nicht stechen und man durch ständiges Wedeln mit den Händen oder einem Tuch vertreiben kann. Oder man trägt eines der fast überall angebotenen Flynets, Moskitonetze für den Kopf, über die Mütze oder Kappe gezogen, schützen sie perfekt vor den Fliegen. Nur zum Fotografieren oder zum Trinken leider unbequem. Wir stellen fest, dass die Fliegen wohl einen Unterschied zwischen einzelnen Menschen machen, manche werden wenig belästigt, dafür andere um zu mehr. Auch Fliegen scheinen ihre Lieblingsspeisen zu haben.
Am Abend fahren zum Sonnenuntergang zum Uluru. Leider liegt eine Wolkendecke über dem ganzen Land, so dass der Uluru doch ziemlich unscheinbar wirkt und wir versucht sind enttäuscht zu sein, zumal man immer die perfekten Bilder der Hochglanzmagazine im Kopf hat. Aber vielleicht haben wir Glück. Und tatsächlich, die Wolkendecke läßt am westlichen Horizont eine Lücke, gerade rechtzeitig, kurz bevor die Sonne ganz untergeht, erleben wir den Uluru in einem tiefen, dunklem Rot an diesem Abend und sind fasziniert.
Wir fahren zurück nach Yulara in unser Zeltlager. Nach einem leckerem Abendessen begeben wir uns in die Zelte. Alles sehr komfortabel aber die Hitze, die sich des Tags über angestaut hat weicht erst in den frühen Morgenstunden aus dem Zelt. Mike’s Schmerzen in der Ferse lassen ihn kaum schlafen. Später bedauere ich es, dass ich nicht wenigstens diese eine Nacht mit ihm ‘durchlitten’ habe und stattdessen meinen Schlaf eingefordert habe.
Am nächsten Tag heißt es aufstehen um 4 Uhr, damit wir früh genug zum Sonnenaufgang am Uluru sind, deren nördlichen Teil wir umwandern wollen. Ein weiterer Grund früh die Wanderung zu machen, ist die Hitze, und tatsächlich wird der Weg deswegen ab 11 Uhr offiziell gesperrt. Auch heute morgen wieder eine fast geschlossene Wolkendecke, aber dann tut doch wieder eine Lücke in den Wolken zu und die Sonne, die gerade über dem Horizont erscheint, läßt den Uluru leuchten.
Am Mutitjulu Waterhole einen der wenigen permanenten Wasserquellen rund um Uluru haben wir eine Verabredung mit Lady Cecilia, einer alten Aboriginal Frau. Cecilla erzählt uns die Geschichte zweier Ahnenwesen von Kuniya, der Woma-Python, und Liru, der Giftschlange, ihrem Neffen, und läßt uns eintauchen in eine ganz andere Welt. Am Mutitjulu Wasserloch findet ein Kampf statt, der zum Tode von Liru führt. Und tatsächlich erkennen wir ehrfürchtig in den Felsformationen die Spuren der Geschichte und des Kampfes und auf einmal wird der Uluru selbst lebendig für uns. Wir bekommen eine Ahnung davon warum der Uluru und viele andere Orte für die Aboriginals heilige Orte sind. Von nun an ist der Uluru für uns mehr als ein einfacher, nackter, roter Monolith im Outback, es ist ein Ort mit Spirit, der uns teilhaben läßt an der Geschichte von uns Menschen, an einer von Gott inspirierten Schöpfung mit dem Klang von Unendlichkeit.
Die Nacht verbringen wir in einem Zeltlager nahe des Kings Canyon. Wir lassen den Tag zusammen am Lagerfeuer ausklingen und erkunden einen phantastischen Sternenhimmel in der Dunkelheit des Outbacks. Auf der Suche nach dem Kreuz des Südens tauschen wir uns gegenseitig unsere astronomischen Kenntnisse aus.
Am dritten Tag fahren wir zum Kings Canyon, auch heute heißt es wieder sehr früh aufstehen, damit wir den Sonnenaufgang im Kings Canyon erleben können und um aber vor allem der extremen Hitze vorweg laufen zu können, die bereits am frühen Mittag einsetzt. Wir laufen den Kings Canyon Rim, einem sehr schönen Walk durch eine wunderschöne Naturlandschaft. Es ist eine überwältigende Erfahrung insbesondere weil unser Guide Christie diese Wanderung mit ihren Geschichten und Kenntnissen bereichert. Ihr spüren wir ihre Liebe zu diesem Land ab. Ihr persönliches Highlight der Rim Walk begeistert auch uns. Christie erklärt uns viel zur Geologie und den Pflanzen, die hier wachsen, sehr spannend auch was sie darüber weiß wie die Aboriginals die Pflanzen genutzt haben.
Auf der langen Rückfahrt nach Springs ist der Himmel wolkenlos, die Sonne heizt das Land gnadenlos auf. Immer wieder sehen wir Whirlwinds, kleine Tornados, die den roten Staub mit in die Höhe ziehen. Die Aboriginals glauben, dass diese Whirlwinds Angry Spirits sind, zornige Geister Verstorbener, die den Weg ins Jenseits nicht geschafft haben und meiden in deren Nähe zu kommen. Faszinierend.
Wir übernachten noch einmal in Alice Springs und fliegen am nächsten Tag nach Sydney. Was für ein Culture shock … wir sehnen uns zurück in den Outback!
Weblinks
Aurora Hotel in Alice Springs
Kata Tjuta – Wikipedia Artikel
Uluru – Wikipedia Artikel
Kuniya Walk und Mutitjulu Waterhole
The Kuniya and Liru Story
Kings Canyon – Wikipedia Artikel
Kings Canyon Rim Walk – Information des Northern Territory Government
Tourbeschreibung – des Reiseveranstalters Intrepid Travel
Outback Tour Service – Der lokale Tourveranstalter